Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Runding
Stolz kann die Freiwillige Feuerwehr Runding auf über 135 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. Der verheerende Dorfbrand am 7. März 1849 war Anlass genug, sich mit einer wirksamen Feuerbekämpfung zu befassen. Doch die Not war zu groß, als dass man das Geld für Gerätschaften hätte aufbringen können. Zuallererst mussten Notunterkünfte für die „Abbrandler”, Kirche und Schule aufgebaut werden. Es sollten daher, bedingt durch die allgegenwärtige Not und Geldknappheit in der darauffolgenden Zeit, noch 25 Jahre vergehen, bis am 14. Mai 1874 die Freiwillige Feuerwehr Runding ins Leben gerufen wurde. Sie bestand aus elf wackeren Männern, die es sich zur Aufgabe machten, das Dorf in Zukunft vor weiteren Brandkatastrophen zu schützen, ein Ziel, das ohne Einschränkung bis zum heutigen Tag erreicht werden konnte. Dies gilt um so mehr, als der Truppe in den ersten Jahren nur primitivste Geräte zur Verfügung standen. In den Dienst der Feuerwehr stellten sich 1874 folgende Männer:
- Schätz Josef, Bauer von Runding, Vorstand
- Griesbeck Michael, Musiker von Runding, Signalist und Schriftführer
- Griesbeck Xaver, Musiker von Runding, Steiger und Kassier
- Mühlbauer Franz Josef, Drechsler von Lufling, Rottenführer
- Werber Johann, Schuhmacher von Runding, Spritzenmann
- Heigl Johann, Häusler von Runding, Steiger
- Bräu Johann, Eierhändler von Runding, Spritzenmann
- Bauer Michael, Gastwirt von Runding, Spritzenmann
- Sporrer Johann, Bäcker von Runding, Spritzenmann
- Griesbeck Johann, Musiker von Runding, Signalist
- Mühlbauer Johann, Runding, Steiger
Bereits 1876, also 2 Jahre später, schaffte man eine Standarte an, die am 27. August durch den damaligen Pfarrer, Herrn Josef Dinauer, die kirchliche Weihe erhielt.
Zum 25jährigen Bestehen lud man 50 Vereine und feierte vom 2. bis 4. September 1899 mit Zapfenstreich, Festzug, Totengedenken, Ausflug auf den Haidstein und abschließendem Ball ein festliches Jubiläum.
1924 beging man das 50jährige. Sowohl das Wetter als auch die äußeren Umstände - die Folgen des Ersten Weltkrieges waren noch nicht verheilt, die Festbänder konnten erst in allerletzter Minute geliefert werden, die Festzeichen überhaupt nicht - ließen keine rechte Stimmung aufkommen. Das ausbleiben der Festzeichen bedeutete für den Verein auch einen finanziellen Verlust.
In den darauffolgenden Jahren verdoppelte sich der Mitgliederstand und eine leistungsfähige Motorspritze ersetzte nunmehr die alte Handpumpenspritze. Im Jahre 1935 wurde eine neue Fahne bestellt und erhielt den kirchlichen Segen. Die Weihe vollzog Pfarrer Johann Baptist Beugler.
Einen herben Rückschlag brachte vor allem der Zweite Weltkrieg mit sich. Die meisten Männer kämpften an der Front, so dass der Kommandant Josef Hastreiter sen. und sein Adjutant Karl Schillinger, denen nur noch ein paar alte „Veteranen” zur Seite standen, sich gezwungen sahen, Frauen zum Feuerwehrdienst aufzurufen. Ihrem Appell folgten 11 Mädchen, die sich 1943 als „Feuerwehrmänner” zur Verfügung stellten
Nach dem Ende des Krieges blieb in Runding nur noch ein einziger Verein bestehen - und das war die Freiwillige Feuerwehr. Mit Eifer und Ausdauer ging man daran, allen voran die Kommandanten und Vereinsvorstände, deren Namen sie unten gesondert aufgeführt finden, dem Verein wieder neues Leben einzuhauchen und seine Einsatzfähigkeit zu steigern. Der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung fand auch bald in der Anschaffung neuer Geräte seinen Niederschlag. So konnten 1964 das Feuerwehrhaus im Stockert und außerdem ein Löschauto, ein TSF-Ford, ausgestattet mit einer TS 8/8-Spritze, geweiht und dem Verein übergeben werden. Die kirchliche Segnung nahm Pfarrer Simon Kiermeier vor.
Auch nach außen hin wollte man sich zeigen. 1968 lud die Freiwillige Feuerwehr Runding zu einem 4tägigen Fest mit Fahnenweihe, das von Freitag, dem 21. bis Montag, dem 24. Juni in einem Festzelt auf der „Brandlwiese” begangen wurde. Über 60 Vereine aus der näheren und weiteren Umgebung waren der Einladung gefolgt. Als Schirmherr stellte sich der damalige Landrat Dr. Max Fischer zur Verfügung. Die Freiwillige Feuerwehr Lederdorn übernahm die Patenschaft und Frau Frieda Schaffner das ehrenvolle Amt der Fahnenmutter. In einem etwas bescheidenerem Rahmen beging man am 15. September das 100jährige Bestehen in der Halle der Baufirma Weber, die das Gebäude als Festhalle zur Verfügung stellte. Schirmherr bei diesem Jubiläum war Rektor Leodegar Wittek, die Festmutter wiederum Frau Frieda Schaffner. 1979 erhielt die hiesige Wehr ein neues Löschfahrzeug. Es wurde im Rahmen der Bürgerfestes von Pfarrer Karl Schmid gesegnet, bevor man es in Dienst nahm. 1983 erfolgte der Bau der Löschwasserbehälter in der Ortschaft Lufling mit einem Fassungsvermögen von 75 m3 und 1987 in der Ortschaft Runding mit 152 m3.
Um die vielfältigen Aufgaben, die heute der Straßenverkehr, die Beseitigung von Umweltschäden, die Ölverschmutzung oder Tierrettungsmaßnahmen mit sich bringen, gerecht zu werden, musste immer umfangreicheres, besseres und differenzierteres Gerät angeschafft werden. Es war nun nur logisch, dass man auch den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses ins Auge fasste, weil das „alte” zu klein und nicht mehr zeitgerecht war. Eifrig und mit viel Enthusiasmus ging man ans Werk und legte selbst Hand an. 4013 freiwillige Arbeitsstunden sind ein beredter Beweis dafür. Die Planung - ebenfalls unentgeltlich - stammte aus der Feder von Herrn Ludwig Greil, dem auch die Bauaufsicht oblag.
1989 war es dann so weit. Zum 115. Geburtstag, den man vom 25. bis 27. August in einem Festzelt auf der „Brandlwiese” beging, machte sich der Verein selbst das größte Geschenk. Der gelungene Bau, der zugleich ein Schmuckstück im Ortsbild darstellt, konnte von Pfarrer Karl Schmid feierlich eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben werden. Dazu kam noch als besondere Zugabe die Übernahme eines Tanklöschfahrzeugs, eines TLF 8. Wiederum stellte bei dem Fest die FFW Lederdorn den Patenverein. Herr Georg Gall und Frau Annemarie Weber übernahmen das Amt des Schirmherren bzw. der Festmutter.
Vom 16. bis 19. Juli 1999 wurde das 125jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Runding auf der Festwiese bei Lufling gefeiert. Als Schirmherr wurde Herr Hans Mühlbauer und das Festmutter Frau Sieglinde Pöschl auserkoren. Das ehrenvolle Amt des Patenvereins hatte wiederum die FFW Lederdorn inne. Höhepunkt dieses Festes war sicherlich die Weihe durch Pfarrer Karl Schmid und Übergabe des neuen Tanklöschfahrzeuges, eines TLF 16/25.
Die Ausbildung der Jugend lag dem Verein stets besonders am Herzen. In den vergangenen Jahren legten nicht weniger als über 130 männliche und weibliche Löschgruppen in den verschiedenen Leistungsstufen Prüfungen ab und wurden dafür mit dem Leistungsabzeichen geehrt. Aufsehen erregte 1965 die erste weibliche Löschgruppe, die wohl in Anknüpfung an die Feuerwehrfrauen von 1943 ins Leben gerufen wurde, ihre Prüfung mit „sehr gut” bestand und dafür das Leistungsabzeichen erhalten sollte. Schon bei der Prüfung in Dalking stießen die Mädchen auf Schwierigkeiten. Da es nach den gesetzlichen Bestimmungen nicht möglich war, Personen weiblichen Geschlechts aufzunehmen, verging eine volle Stunde, bis sich von den Kommandanten und deren Stellvertretern im damaligen Altlandkreis Personen bereit fanden, die Prüfung abzunehmen. Darauf dauerte es noch zwei Jahre, ehe sich die Damen das ihnen zustehende Leistungsabzeichen anstecken durften. Landrat Dr. Max Fischer war dies zu verdanken. Er wurde immer wieder in München vorstellig, bis man endlich das Wort „Feuerwehrmänner” in „Feuerwehrleute” erweiterte. Die Mädchen aus Runding setzten als 123. Löschgruppe und erste weibliche im gesamten Landkreis somit einen Meilenstein und waren bahnbrechend für ganz Bayern.
Entnommen aus der Festschrift zum 125jährigen Gründungsfest der FFW Runding, Autor: Willi Wanninger